EVItalk

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00: 00:12Christina Berg: Herzlich willkommen zum EVItalk-Podcast: Elektronisches Beantragungsverfahren – diesmal aus der Sicht der Krankenkassen. Viele Praxen senden ihre ZE- oder KFO-Pläne schon fleißig auf elektronischem Weg an die Kassen und erhalten darauf ebenfalls eine elektronische Antwort. Die Sicht unserer Kunden ist uns weitgehend bekannt, doch wie stellt sich das Thema für die Kassen dar? Ich freue mich, dass Thomas Helm, für digitale Themen zuständiger Referent bei der AOK Rheinland/Hamburg, noch einmal Zeit gefunden hat, uns auf diesem Weg ein Update zu geben. Herr Helm, herzlich willkommen in unserem EVItalk.

00: 00:52Thomas Helm: Vielen Dank, Frau Berg.

00: 00:54Christina Berg: Geht es Ihnen gut?

00: 00:55Thomas Helm: Soweit.

00: 00:56Christina Berg: Sehr schön, das freut mich. Ich habe einige Fragen mitgebracht und bin ganz gespannt auf die Antworten, Herr Helm. Ich möchte auch gleich anfangen. Was hat sich denn seit unserem letzten EVItalk im März getan, was die Einführung von eBZ angeht? Damals lief noch die Projektphase, es sollte zum 01.07. eingeführt werden, das wurde jetzt verschoben. Hält denn eBZ bereits, was sich viele davon versprochen haben? Läuft das Verfahren in der Rollout-Phase bereits einigermaßen rund und sind die Praxen aus Ihrer Sicht damit weitgehend zufrieden?

00: 01:28Thomas Helm: Ja, das läuft aus meiner Sicht schon ganz rund. Wir sind dort sehr zufrieden. Es gibt ein Manko, das ist die Anzahl der Praxen, die noch nicht in der Anzahl mitmacht, wie es ursprünglich vereinbart war. Das hat aber auch alles seine Ursachen, die teils auch sehr verständlich sind. Für ein IT-Projekt im GKV-Bereich, finde ich, läuft das eBZ-Verfahren hervorragend. Wir haben nur wenige Fehler, 3 bis 4 Prozent der eingehenden Anträge werden verworfen, das heißt, haben einen Fehler, der nicht der technischen Anlage entspricht. Hierüber wird die Praxis informiert, kann das korrigieren. Die meisten laufen konfliktfrei in unsere Systeme und können dann von den Sachbearbeitern bearbeitet werden.

00: 02:09Christina Berg: Wie viele E-Anträge hat Ihre Kasse denn bereits verarbeitet und wie viel Prozent konnten im automatisierten Verfahren umgehend beantwortet werden?

00: 02:17Thomas Helm: Wir haben bisher – habe ich eben noch einmal nachgesehen – über 22.000 eBZ-Anträge bekommen.

00: 02:24Christina Berg: Wow, okay.

00: 02:25Thomas Helm: Und 285 Mitteilungen. Das ist ja auch ein Bereich für sich, die KIG-Einstufungen und so weiter und so fort. Ein Teil konnte dunkel verarbeitet werden. Das haben wir erst etwas später eingeschaltet, weil wir uns die Fälle erst noch genauer ansehen wollten, bevor wir unser automatisiertes Verfahren daraufsetzen. Hier versprechen wir uns auch noch eine Erhöhung der Quote, denn wenn ein Fall automatisiert verarbeitet werden kann, dauert es im Schnitt ein bis fünf Minuten, wenn der Zahnarzt den Antrag versendet, bis er eine Genehmigung von der Kasse hat.

00: 02:56Christina Berg: Wow.

00: 02:56Thomas Helm: Das automatisierte Verfahren wird ein wenig aufgehalten durch die Vielzahl von Bemerkungen, die die Praxen nach wie vor eingeben, so wie sie es auch noch gewohnt sind vom Papierverfahren. Die meisten dieser Bemerkungen sind aber für die Kassen in Wirklichkeit nicht relevant. Interessant wäre zum Beispiel, wenn dort steht: „Prothese im Krankenhaus verloren oder bei Zahn 3-6 erfolgt die Versorgung im kommenden Quartal." Da braucht man also nicht nachfragen. Solche Dinge. Einzelne Dinge werden natürlich durch andere Prüfroutinen auffällig, aber reine Bemerkungen wie: „Oberkieferprothese unterfüttert", das wissen wir ja durch die Festzuschüsse bereits. Also eine solche Angabe ist im Bemerkungsfeld nicht erforderlich und wenn das Bemerkungsfeld leer ist, ist die Chance für ein automatisiertes Verfahren noch größer. Das ist uns aufgefallen.

00: 03:51Christina Berg: Okay, das passt ganz gut zu meiner nächsten Frage: Wie oft müssen zusätzlich zum EBZ-Verfahren klärende Gespräche mit der Praxis geführt werden? Sie sagen, wenn zu viel in den Bemerkungsfeldern integriert ist ... Oder wie viel kann mit dem automatischen Antworten beantwortet werden? Haben Sie da eine ungefähre Prozentzahl?

00: 04:07Thomas Helm: Das hält sich die Waage wie im Papierverfahren. Es gibt Planungen, da muss die Praxis noch einmal angerufen werden, weil irgendetwas unklar ist. Manchmal sind das ja auch nur Missverständnisse. Also das hält sich die Waage.

00: 04:18Christina Berg: Okay, Sie sagten, dass Sie jetzt schon einige E-Anträge bearbeitet haben. Wie viele sind denn von EVIDENT dabei?

00: 04:24Thomas Helm: 1.744 von 22.000.

00: 04:28Christina Berg: Gut, das ist doch schon einmal etwas.

00: 04:30Thomas Helm: Ja, das sieht gut aus.

00: 04:30Christina Berg: Unsere Praxen sind aktiv, das freut mich. Kieferorthopäden haben die Antragsformulare bislang auch als Dokumentationszweck genutzt, indem sie viel Fließtext eingetippt haben. Mit eBZ ist das wegen der Kategorisierung per Häkchen so nicht mehr möglich, es sei denn, ein Zahnarzt schreibt seine Dokumentation in das Bemerkungsfeld, was – Sie hatten es gerade erwähnt – eine automatisierte Antwort seitens der Kasse ausschließen würde. Was würden Sie denn den Anwendern empfehlen?

00: 04:58Thomas Helm: Das kann ich kurz machen, denn bei kieferorthopädischen Anträgen verzichten wir auf eine automatisierte Verarbeitung. Hier möchten wir, dass die Sachbearbeitung daraufschaut, denn es handelt sich schließlich um Behandlungen, die fünf bis sieben Jahre dauern und da wollen wir schon eine Sicht darauf haben. Vielleicht bei KIG-Mitteilungen später, die brauchen ja nur zur Kenntnis genommen werden, da kann man das machen. Aber ansonsten haben wir das für KFO nicht vorgesehen. Allerdings weiß ich, dass auf Bundesebene geplant ist, hier das Verfahren mit Schlüsseltabellen auch zu verstärken, im kieferorthopädischen Bereich, sodass durch die Auswahl von Schlüsseln die Bemerkungsangaben dann weitgehend entfallen können. Aber bis dahin können die Kieferorthopäden sich praktisch so verhalten, wie sie es auch im Papierverfahren gemacht haben und wir tun es als Krankenkasse ebenso.

00: 05:49Christina Berg: Interessant. Okay, danke. Wie hoch ist noch der Anteil an papierenen Anträgen nach dem alten Verfahren und wie ist hier die Entwicklung?

00: 05:57Thomas Helm: Ich kann feststellen: Für die KZV-Bereiche Nordrhein und Hamburg sind – Stand heute – 29,37 Prozent der Praxen mit eBZ am Start. Wie ich eingangs schon sagte, hätte dieser Prozentsatz höher sein müssen und daraus rekapituliere ich, dass etwa 70 Prozent der Pläne noch in Papierform eingehen. Wobei wir allerdings auch festgestellt haben, dass einzelne Praxen ein, zwei Pläne über eBZ geschickt haben und dann, wahrscheinlich bis zum 01. 01., wieder zum Papierverfahren zurückgekehrt sind, was eigentlich nicht nötig ist.

00: 06:29Christina Berg: Oh, schade.

00: 06:30Thomas Helm: Es können ab sofort alle Pläne über das EBZ-Verfahren versandt werden. Jetzt hat auch zum Beispiel die KZV Nordrhein ein schönes Bild auf ihrer Homepage, das hat die KZBV entwickelt. Dieses Ortsschild. „Papierverfahren" ist durchgestrichen und obendrüber Richtung „eBZ", und eben „ab sofort".

00: 06:50Christina Berg: Ja, korrekt. Vielleicht liegt es auch an der Technik. Wie sicher ist aus Ihrer Sicht denn die technische Basis der Telematikinfrastruktur? Registrieren Sie Schwierigkeiten bei der Übermittlung, ist KIM stabil und wenn ja, woran kann es liegen?

00: 07:05Thomas Helm: Aus meiner Sicht ist das System sicher und es scheint auch stabil zu sein. Das sehen wir an den über 20.000 Fällen, die gut gelaufen sind. Vereinzelt bleibt einmal eine Antwortnachricht der Kasse stecken, wenn die Systeme durch irgendwelche Tagesverarbeitungen oder so überlastet sind. Es gibt da die unterschiedlichsten Ursachen, das kennen Sie aus dem eigenen Rechenzentrumsbetrieb. Dann gibt es dafür Routinen, die den Versand erneut anstoßen. Aber das ist eher selten und ich gehe auch davon aus, dass das weiterhin abnehmen wird. Also wie gesagt, wir sind mit diesem Verfahren wirklich zufrieden und auch teils erstaunt, wie gut das läuft.

00: 07:39Christina Berg: Toll. Wenn es zu technischen Problemen kommt, dann können die Praxen ja diese Stylesheets verwenden. Werden die eingesetzt oder gibt es da Verbesserungspotenzial?

00: 07:48Thomas Helm: Darüber liegen mir, aus Sicht der AOK Rheinland/Hamburg, wenige Erkenntnisse vor. Ich habe noch gar keinen Stylesheet in echt gesehen. Andere Krankenkassen berichten, dass aufgrund von Fehlinformationen die Praxen Stylesheets on masse eingesetzt haben. Das ist inzwischen aber auch zurückgegangen. Das ist ja auch nicht vorgesehen, ein Stylesheet soll wirklich nur im absoluten Ausnahmefall eingesetzt werden. Von daher liegen mir da keine Erkenntnisse vor. Auf jeden Fall haben wir damit keine Probleme.

00: 08:16Christina Berg: Okay. Was mich auch interessieren würde: Haben Sie Erkenntnisse über Unterschiede, was die technische Umsetzung von eBZ durch die einzelnen Praxisverwaltungsprogramme angeht?

00: 08:27Thomas Helm: Die einen Programme funktionieren vielleicht etwas besser als andere. Das sind kleine Nuancen, wenn es darum geht, das Härtefallkennzeichen zu übermitteln. Da wäre es natürlich schön, wenn bei Verdacht auf Härtefall – es ist ja nur ein Verdacht – ein vorliegender Bonus dennoch übermittelt werden könnte. Denn die Prüfung kann ja ergeben, dass kein Härtefall vorliegt und dann kann die Kasse gleich mit dem korrekten Bonus genehmigen und nicht nur mit den 60 Prozent. Das sind solche Dinge. Oder es gab einzelne Probleme mit den Antragsnummern, die dürfen bekanntermaßen nur ein einziges Mal verwendet werden, ansonsten würde der Fall zurückverwiesen werden müssen, kann nicht verarbeitet werden. Oder es gab Probleme in der Summenbildung der BEMA- und GOZ-Gebühren, wo die Summe nicht zu den Einzelpositionen passte. Also das sind so kleine Dinge. Oder es gab die Möglichkeit in einer einzelnen Praxisverwaltungssoftware, dass eine BEMA- oder GOZ-Position übermittelt wurde, die es aber gar nicht gibt. Da würde ich mir als Kasse wünschen, dass das gleich gar nicht zulässig ist in der Erfassung. Wenn man sich verschrieben hat, eine GOZ-Position, die es nicht gibt, dass darauf aufmerksam gemacht wird und kein Versand erfolgt. Die Folge ist eben, dass der Fall verworfen wird und, ohne ins System der Kasse zu gelangen, zurückgesandt wird an die Praxis. Aber das sind alles Dinge, die ...

00: 09:43Christina Berg: Ein Aufruf für Nachjustierung.

00: 09:45Thomas Helm: Genau, dafür gibt es ja die Pilot- und die Einführungsphase, um genau solche kleinen Kinderkrankheiten, möchte ich es einmal nennen, auszumerzen.

00: 09:53Christina Berg: Genau. Wagen wir doch gemeinsam einmal einen Blick in die Zukunft. Wo sehen Sie denn eBZ und die ganze Telematikinfrastruktur in zwei, drei Jahren? Wird es einfacher für die Praxen oder kommen weitere Bürokratie und technische Aufrüstung auf sie zu?

00: 10:07Thomas Helm: Ich sehe das sehr positiv. Ich gehe davon aus, dass in zwei, drei Jahren alle Praxen, mit Ausnahme der Unikliniken wahrscheinlich, am eBZ-Verfahren teilnehmen. Auf Bundesebene wird versucht, auch die Unikliniken mit in das Verfahren zu bekommen, das ist aber Faust zweiter Teil, so sage ich es einmal. Wir erwarten also, dass das in der Zukunft sogar noch einfacher läuft als bisher, weil die Programme mit jedem Releasewechsel auf beiden Seiten noch funktionstüchtiger und noch besser werden, sodass es gut läuft. Wo könnte es eine Ergänzung geben? Beispielsweise bei den Prozessen für die Gutachterverfahren, dass die auch elektronisch möglich sind und das Papierverfahren auch bei Gutachten entfallen kann.

00: 10:47Christina Berg: Okay, vielen, vielen Dank. Das war ein schöner Blick in die Zukunft und grundsätzlich nehme ich eine positive Grundstimmung bei Ihnen wahr, das freut mich auf jeden Fall.

00: 10:55Thomas Helm: Ja.

00: 10:57Christina Berg: Da freue ich mich auch darüber, das unseren Anwendern mitteilen zu können. Herzlichen Dank an der Stelle, dass Sie schon das zweite Mal für uns zur Verfügung stehen. Es ist immer wieder sehr, sehr interessant und ich werde mit Sicherheit noch einmal auf Sie zukommen. Vielen Dank an der Stelle, Herr Helm.

00: 11:11Thomas Helm: Sehr gerne, Frau Berg. Danke Ihnen.

Über diesen Podcast

In unserer Podcast-Reihe finden Sie erhellende Informationen zu aktuellen Themen, auf unterhaltsame Weise präsentiert. Nämlich in lockeren Dialogen mit Experten oder ihren Kollegen, etwa zur TI und zum eBZ. Oder interessieren Sie sich für Tipps zu Praxisübernahme und Neugründung? Schön an diesem Audioformat ist jedenfalls, dass Sie sie bequem nebenher im Auto, beim Sport oder sonst wo anhören können. Viel Spaß damit!

von und mit EVIDENT GmbH

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